Frauen als Opfer der Medien – Jolanda Spiess-Hegglins Kampf gegen Hatespeech | Doku | SRF Dok

Wenn eine Frau Opfer der Medien wird und sich dann wie Jolanda Spiess-Hegglin gegen die Ungerechtigkeit wehrt: Ist sie dann eine Täterin? Wie sexistisch Medien mit Frauen umgehen und was passiert, wenn man die Öffentlichkeit als Gegner hat: feststeht, frau muss stark sein, um sich zu wehren.

Die Geschichten dreier Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen auf, wie ungerecht und teils sexistisch Medien, das Justizsystem oder die Nutzer*innen Sozialer Netzwerke mit Frauen umgehen. Vor allem wird gezeigt, mit welch unbarmherziger Härte sich die Öffentlichkeit gegen Frauen wendet, die nicht in ihrer Opferrolle verharren.

Der Fall der ehemaligen Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin zeigt eine dunkle Seite des Schweizer Journalismus: 2014 wurde Spiess-Hegglin mutmaßlich auf einem Polit-Event unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht. Der Verdacht fiel auf einen Politikerkollegen. Beide wurden infolgedessen zum Opfer einer medialen Schlammschlacht, insbesondere Jolanda Spiess-Hegglin. Bis heute erschienen rund 3000 Artikel über Spiess-Hegglin, welche teils grob gegen journalistische Leitlinien verstießen, verleumderisch und persönlichkeitsverletzend waren.

Jolanda Spiess-Hegglin sagt, dass ihr während dieser Zeit von verschiedenen Seiten geraten wurde, sich nicht mehr weiter zu äußern, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und “Gras darüber wachsen zu lassen”, um sich und ihre Familie vor der großen medialen Aufmerksamkeit und weiteren Reputationsschäden zu schützen. Doch sie wählte einen anderen Weg und begann sich zu wehren. Bis heute prozessiert sie gegen verschiedene Schweizer Journalist*innen und Medienhäuser.

Woher hatte sie diese Stärke und diese Willenskraft? Was hat sie motiviert, den juristischen Kampf gegen Medienhäuser und Einzelpersonen aufzunehmen und aus ihrer persönlichen Geschichte das Beste zu machen? Jolanda Spiess-Hegglin erzählt von ihrem bitteren Kampf während den vergangen Jahren, Wegbegleiter:innen schärfen das Bild einer beeindruckend starken Frau und Expert:innen helfen dabei, die Geschehnisse aus einer erweiterten Perspektive einzuordnen.

Mittlerweile hat sich Jolanda Spiess-Hegglin komplett aus der Politik zurückgezogen und den Verein Netzcourage gegründet, der sich gegen Hass im Internet einsetzt. Parallel zu Spiess-Hegglins Geschichte wird diejenige der Österreichischen Politikerin Sigi Maurer und der Deutschen Aktivistin Anne Wizorek erzählt. Sigi Maurer veröffentlichte Namen und Adresse eines Mannes in den Sozialen Medien, der sie online sexuell belästigte und wurde dafür wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts und Kreditschädigung verurteilt. Erst vor kurzem wurde sie in zweiter Instanz freigesprochen. Anne Wizorek lancierte 2013 den Hashtag #Aufschrei – ein Vorläufer von #metoo – und hatte deswegen mit öffentlichen Anfeindungen zu kämpfen.

Ein Film von Rosanna Grüter / Moderation: Patrizia Laeri ▪ Kamera: René Schönenberger, Daniel Ertl, Marin Suter, Michi Gerber ▪ Schnitt: Petra Beck ▪ Produktion: Rosanna Grüter ▪ Leitung: Rajan Autze © 2021 SRF

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