Hatespeech

Hatespeech – was ist das?

 

Hatespeech geht einher mit Hass, Gewalt und Diskriminierung, negative Strömungen unserer Gesellschaft, sie auch im analogen Leben sicht- und spürbar sind. Oftmals richtet sich Hatespeech nicht gegen eine Einzelperson, sondern hat eine ganze Gruppe im Visier. Insofern ist Hatespeech ein Symptom von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus, Sexismus sowie Homo- und Transfeindlichkeit. Damit verbundene Sprach- und inhaltliche Muster treten zumeist gleichzeitig in mehreren Formen auf, z.B. Antisemitismus sowie Fremdenfeindlichkeit.

Verschiedene Formen der Abwertung sind im Einzelfall nicht klar zu trennen, sondern eng miteinander verwoben. Mehrfachdiskriminierung muss immer mitgedacht werden. Die nachfolgende Aufzählung von Arten von Hate Speech erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

Rassismus: Nach der globalen Flüchtlingskrise und der damit verbundenen Debatte über Zu- und Einwanderung haben Rechtsradikalismus und Rassismus in Netz zugenommen. Das Internet wirkt hier wie ein Megafon: Die Anzahl der Hater mag (immer noch) relativ gering sein, ihre permanente Sichtbarkeit erweckt aber den Anschein einer breiteren Bewegung. Dies kann wiederum rassistischen Taten und rechtsextremen Gruppierungen im analogen Leben Auftrieb geben.

Das ist auch indirekt möglich – beispielsweise durch die Verbreitung uninformierter oder falscher Aussagen, die rassistische Stereotype bedienen, wie die vom «Sozialschmarotzertum». Rassistische Aussagen tarnen sich dabei nicht selten als Humor oder Ironie.

Zu den wiederkehrenden Motiven rassistischer Hate Speech gehört auch, Debatten über sexualisierte Gewalt gegen Frauen zu instrumentalisieren. In der Forderung „unsere Frauen“ vor „denen“ zu schützen, zeigt sich exemplarisch die für Hate Speech typische Wir/Die-Rhetorik. Lückenhafte Informationen, Gerüchte über Straftaten und eine einseitig rezipierte bzw. subjektiv gefilterte Berichterstattung in der eigenen Filterblase verdichten sich hier zu einem verschwörungstheoreti-schen Weltbild. Abweichend und differenziert berichtende Medien werden dann schnell zur „Lügenpresse“ degradiert.

Neben diesen eher indirekten Formen äussert sich Hate Speech in direkter Form im Aufruf zu konkreten Gewalttaten gegen Flüchtlinge oder Menschen mit Migrationshintergrund. In beiden Formen – der direkten wie auch der indirekten – tragen Hassreden zu einem gesellschaftlichen Klima bei, das rassistischen und rechtsextremen Personen und Gruppierungen das Gefühl gibt, im Sinne und als Sprachrohr einer schweigenden Mehrheit zu handeln. Ein Gradmesser dieser Stimmung sind die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamtes, das im Jahr 2018 insgesamt 1156 politisch motivierte Gewalttaten mit rechtsradikalem Hintergrund zählte.


Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus:
Eng verbunden mit Rassismus im Allgemeinen sind Hassreden, die Menschen aufgrund ihrer Religion angreifen und abwerten. Besonders auffällig sind hier antisemitische und antimuslimische Stimmen. Die Phänomene unterscheiden sich in Geschichte und Inhalt voneinander und sollen hier nicht gleichgesetzt werden. Gemein ist ihnen aber, dass sie Religion oder Kultur nur als Vorwand nutzen, um Menschen – unabhängig von tatsächlicher Religiosität und religiöser Praxis – abzuwerten. Die Grenzen legitimer Religionskritik sind in beiden Fällen weit überschritten.

Antisemitismus ist in der deutschen Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet; rund ein Drittel der Bevölkerung zeigt, dem Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestags (2017) zufolge, antisemitische Tendenzen. Stark zugenommen haben in den letzten Jahren antimuslimische Einstellungen – und das nachweislich nicht nur am rechten Rand oder in rechtsextremen Szenen, sondern in allen gesellschaftlichen Schichten. Im Netz wird diese Stimmung aufgegriffen und verstärkt. Ganze Themenblogs widmen sich der Hetze gegen Menschen muslimischen Glaubens oder diffamieren Verbände und Moscheegemeinden ebenso wie nicht in religiöser Funktion auftretende Politiker/-innen wie etwa Cem Özdemir oder Aydan Özoguz.

Die Sozialen Netzwerke und Kommentarspalten von Online-Medien sind voll mit jahrhundertealten Stereotypen einer drohenden Islamisierung. Sie greifen dabei stark auf eine besonders plakative Bildsprache zurück – ebenfalls typisch für das Phänomen Hate Speech. Auch Jugendliche können direkt von dieser Art der Hassrede betroffen sein. Bleibt sie unwidersprochen, erzeugt sie bei Jugendli-chen oft das Gefühl, aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder familiären Herkunft ausgrenzt, abgelehnt und nicht respektiert zu werden.

Sexismus: Sexismus bezeichnet die Diskriminierung und Abwertung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Laut repräsentativer Studien des Bundesfamilienministeriums (2004) und der Europäischen Grundrechteagen-tur FRA (2014) erleben 50 bis 60 Prozent der Frauen in Deutschland dies in Form von sexueller Belästigung in der Öffentlichkeit, in Job und Schule oder im sozialen Nahraum – viele bereits ab dem Jugendalter.

Das Internet bildet hier keine Ausnahme. Gerade junge Nutzerinnen erleben dort häufig sexistische Angriffe. Dazu gehören degradierende Sprüche und sexuell explizite Beleidigungen, die Androhung oder Befürwortung sexualisierter Gewalt bis hin zur Veröffentlichung von echten oder auch digital manipulierten Nacktaufnahmen. Häufig treten die Drohungen in solch konzentrierter Form auf, dass von einer Verabredung der Hater zu einer Art „Hass-Gruppe“ auszugehen ist. Oft sind Frauen betroffen, die sich als Politikerin, Bloggerin, Aktivistin oder Journalistin politisch äussern. Sie erleben eine andere Art der Kritik als ihre männlichen Kollegen, werden häufiger anhand ihres Aussehens bewertet oder in ihrer sexuellen Integrität angegriffen. Bespielhaft dafür sei der Hass genannt, der der Journalistin Anja Reschke nach einem Tagesthemen-Kommentar über Fremdenfeindlichkeit in der Flüchtlingskrise entgegenschlug oder die Beleidigungen und Hasskommentare denen sich die Politikerin Renate Künast ausgesetzt sah.

Aber auch Mädchen und junge Frauen, die das Netz ganz alltäglich nutzen und zu Recht auch als ihren digitalen Lebensraum verstehen, können zur Zielscheibe sexistischer Hate Speech werden, sobald sie sich dort öffentlich äussern.

Homo- und Transfeindlichkeit: Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung trifft auch transsexuelle, intersexuelle Personen und Transgender oder Homosexuelle. Hier sind Jugendliche in der Phase der Identitätsfindung besonders gefährdet, Opfer von Anfeindungen, Abwertung und kollektiver Gewalt zu werden. Die Übergänge zu Cyber Mobbing sind fliessend (siehe „Hate Speech und Cyber Mobbing“).

Genauso verunsichert Jugendliche eine indirekte, allgemein gegen diese Gruppen gerichtete Hetze. Sie kann ihnen das Selbstwertgefühl nehmen, das sie gerade in dieser Phase für einen selbstbestimmten Umgang mit ihrem Körper und ihrer Sexualität brauchen. Zentrale Elemente homophober Hate Speech sind etwa Verschwörungstheorien einer staatlich forcierten Umerziehung, einer organisierten „Werbung“ für Homosexualität und einer mächtigen „Homo-Lobby“. Auch die Gleichsetzung des nicht Gleichsetzbaren – Homosexualität wird mit pädosexueller Kriminalität, Inzest oder Sodomie in Verbindung gebracht – ist ein zentrales Motiv von Hate Speech.

Politische Motive: Die geschilderten Muster der Hassrede können auch jene treffen, die zwar selbst nicht einer der genannten Gruppen zugeordnet werden, aber online und offline gegen Menschenfeindlichkeit eintreten oder sich zivilgesellschaftlich engagieren: Flüchtlingshelfer/-innen, feministische und rassismuskritische Aktivist*innen oder Politiker*innen. Sie werden nicht selten selbst zum Ziel hasserfüllter Kommentare, Beleidigungen und Drohungen. Aber auch Jugendliche, die sich mit klarer Haltung in Debatten einmischen, können Anfeindungen ausgesetzt sein.

Weitere Formen von Hate Speech, die jeweils (momentan noch) nicht ganz so stark verbreitet sind sind:

  • Antiziganismus (Diskriminierung von Sinti und Roma)
  • Ableismus (Behindertenfeindlichkeit)
  • Klassismus (Vorurteile aufgrund der sozialen Herkunft)
  • Lookismus (Diskriminierung aufgrund des Aussehens)

Hassattacken im Netz – ob in Form von Hasskommentaren, Ehrverletzungen, Verleumdungen und/oder Cybermobbing – hinterlassen reale Spuren. Die Gefühle, die solche Hassattacken bei den Betroffenenauslösen, sind berechtigt und wichtig. Als Verein, deren Mitarbeitenden, Mitglieder, Freunde, etc. derartige Hassattacken zum Teil aus eigener Erfahrung kennt, raten wir im Umgang mit Internet-hass zu folgenden Sofortmassnahmen:

Tipps für den Umgang mit Hatespeech

 

Ignoranz zeigen
Du kannst es in einem ersten Schritt damit versuchen, die Hetzer zu ignorieren. Da es sich dabei jedoch oftmals um grundlegende Diskussionen, um einen Angriff auf Werte, Ehrgefühl, und/oder Rassismus handelt, möchtest du dies eventuell auch nicht so im Raum stehen lassen. Es könnte der Eindruck entstehen, dass du und alle der gleichen Meinung seid, wie die Hetzer. – irgendwann hören sie schon auf! Dieser Tipp bei ersten Streitereien im Kindergarten oder der Grundschule hilft nur teilweise. So bekommen Hetzer zwar nicht die gewünschte Aufmerksamkeit und verstummen vielleicht. Wenn aber niemand mehr gegen ihre Aussagen argumentiert, fühlen sie sich sogar noch bestätigt, alle Kritiker ausgeschaltet zu haben. Auch bei anderen Nutzern könnte der Eindruck entstehen, dass diese Meinung von Allen akzeptiert wird – weil keiner dagegen argumentiert.

Mit Anstand diskutieren
Wenn du dich auf eine Diskussion einlässt, solltest du darauf achten, dass du selbst nicht beleidigend wirst und immer sachlich bleibst. Informiere dich über das Thema und liefere sinnvolle Argumente. Wenn sich noch andere Menschen auf deine Seite stellen bzw. du dir aktiv Gleichgesinnte suchst, merken die Störer, dass sie in der Minderheit sind. Du solltest dir aber gut überlegen, ob du dich an einer solchen Diskussion beteiligen willst – gerade in Diensten mit Klarnamenpflicht besteht die Gefahr von realen Übergriffen.

Blockieren, melden, löschen
Wenn du beim Surfen eine Webseite mit extremistischen Inhalten findest, kannst du diese melden und prüfen lassen. Fremdsprachige Inhalte kannst du beim Internationalen Netzwerk gegen Cyber Hate melden.

Manchmal sind Diskussionen zwecklos: Wenn du mit extremistischen Inhalten konfrontiert wirst, kannst du den Nutzer, die Seite oder die Gruppe beim Seitenbetreiber (z. B. Facebook, Instagram oder Youtube) melden. Dieser kann dann den Nutzer sperren und seine Kommentare löschen. In Deutschland stellt Facebook sogar ein eigenes Team bereit, welches von Berlin aus Hasskommentare löscht. Auch wenn du einen Beitrag «nur» beim Seitenbetreiber meldest, hast du Zivilcourage gezeigt und mehr getan, als viele andere!

Daneben gibt es seit Juli 2017 in eine für die DACH-(Deutschland-Österreich-Schweiz)-Region zuständige Meldestelle gegen Hate Speech, an die du dich wenden kannst, um Fälle von Online-Hassrede zu melden. Die Meldestelle prüft und leitet diese an die Betreiber zur Löschung oder an Strafverfolgungsbehörden weiter.

Für die Inhalte auf deinem Profil in Facebook oder Instagram bist du selbst verantwortlich. Wenn dort beleidigende Kommentare geäussert werden oder sogar Hate Speech stattfindet, solltest du diese auf jeden Fall löschen

Facebook, WhatsApp, Instagram, YouTube und andere Netzwerke bieten inzwischen Möglichkeiten, Dinge oder Personen zu melden und zu blockieren. Schau dir nochmals unser Screenshot-Tutorial an. Zu den einzelnen Plattformen gibt es Leitfäden zum Schutz deiner Privatsphäre.

Hilf anderen und unterstütze uns!
Wenn du Betroffenen helfen möchtest, solltest du vorher heraus finden, was sich die Betroffenen wünschen. Das ist besonders dann wichtig, wenn nur eine kleine Gruppe oder eine Einzelperson angegriffen wird. Frag sie, inwieweit du ihnen hel-fen sollst. Vielleicht möchten sie das Problem lieber selbst klären oder freuen sich über deine Rückendeckung.

Wir helfen dir!
Hol dir Hilfe und weihe Vertrauenspersonen ein. Du kannst dich an Eltern, Lehrer, Schulsozialarbeiter und/oder an uns wenden oder auch direkt zur Polizei gehen.
Auch viele bekannte Personen haben sich in letzter Zeit an die Öffentlichkeit gewandt, um gegen Hassreden und politisch rechte Einstellungen vorzugehen. Auch viele YouTuber haben sich unter dem Hashtag #YouGeHa gegen Hate Speech zusammengeschlossen.

Die Angriffe müssen anhand von Screenshots, etc. dokumentiert sein
Halte dich aber vor allem an die 10#NetzRegeln und verletze niemand anderen, nur weil jemand dir weh getan hat. Denn dies löst keine Konflikte.

Du bist grossartig, so wie du bist!
Niemand darf dir weh tun du/oder dich verletzen. Denn du bist grossartig, so wie du bist! Vergiss das nie!